
Gespräche von Gerald Pirner und Heidi Prenner mit Detlef Matthes zu den Achtzigerjahren in Ost- und West-Berlin.Der erste Teil konzentriert sich auf die Jahre 1986 und 1987. Während in Westberlin die Maikrawalle 1987 hohe Wellen schlagen, wird einen Monat später im Ostteil von Tausenden Jugendlichen das Concert for Berlin verbotenerweise verfolgt.



Foto: Unter den Linden Ecke Neustädtische Kirchstraße, im Hintergrund die Botschaft der UdSSR (Detlef Matthes, Pfingsten 1987)
Im zweiten Teil des Podcast von Gerald Pirner und Heidi Prenner geht es um zwei Arten des Fotografierens: Das verbotene Fotografieren des Grenzstreifens aus der S-Bahn und das Fotografieren eines Blinden aus der Berührung heraus.


Gerald Pirner, Frierende nach Jean-Antoine Houdon, 2025 © Gerald Pirner

Detlef Matthes, Grenzstreifen mit Überwachungsturm, 1986/87 © Detlef Matthes
Nach seinem Studium der Theaterwissenschaften und Philosophie arbeitet Gerald Pirner als Lektor für den Kreuzberger Verlag Schwarze Risse und schreibt für verschiedene Zeitschriften Artikel zu den Themen Fabrikarbeit und soziale Kämpfe. Nach seiner Erblindung 1989 aufgrund von Retinitis pigmentosa macht er 1992 eine Ausbildung zum Mediendokumentar bei der Sächsischen Zeitung in Dresden und beginnt hernach im Jahr 2006 als Essayist für das Onlinemagazin Kultura-Extra zu schreiben. Im Jahr 2014, gründet er "Gerald Pirner -Texte zu Kunst", eine Webseite, auf der er Essays über Bildende Kunst, Theater, Musik und Film aus der Perspektive eines Blinden veröffentlicht. Parallel dazu arbeitet er als Blinder Reporter in verschiedenen Museen und Veranstaltungsorten. 2017 gründet er zusammen mit anderen blinden Menschen das Fotostudio für Blinde Fotograf*innen in Berlin. Er arbeitet vor allem in der Technik des Lightpainting. Ab 2019 arbeitet er mit Gravity Access Services als Berater und Co-Autor von Audiodeskriptionen im Tanzbereich. Ab 2022 arbeitet er auch als Performer mit Gravity/Jess Curtis mit Auftritten in Berlin und San Francisco. Nach dem Tod von Jess Curtis entwickelt er eine ganz persönliche Herangehensweise an den Raum eines Blinden. Die Arbeit beschäftigt sich nicht mehr mit den Schwierigkeiten von Sehenden mit Dunkelheit, sondern mit den Schwierigkeiten von blinden Menschen mit einem unbekannten Raum. Neben seinen Podcast-Arbeiten zum Verhältnis Ost-Westberlin widmet er sich auch einer anderen Art der Bildbeschreibung für blinde Menschen, in der er das Bild nicht beschreiben lässt, sondern es inszeniert.